Fünf Ehrenamtliche pflegen regelmäßig die Großsteingräber in der Samtgemeinde Sögel. Sie stutzen Wildwuchs und räumen Wege frei, damit Besucher dieses ganz besondere Kulturerbe im Naturpark Hümmling entdecken und bewundern können.
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Fünf Ehrenamtliche pflegen regelmäßig die Großsteingräber in der Samtgemeinde Sögel. Sie stutzen Wildwuchs und räumen Wege frei, damit Besucher dieses ganz besondere Kulturerbe im Naturpark Hümmling entdecken und bewundern können.
Bleibt sie sich selbst überlassen, ist eine aufgegebene Fabrikhalle schon nach 40 bis 50 Jahren verschwunden, von der Natur zurückerobert: Zugewuchert von Holunder, Birken und Pappeln, aus Mauerritzen und auf dem immer löcherigeren Dach sprießen Gräser, Farne, Sommerflieder und Goldrute, hinter grünem Efeu, Moos und Mauerpfeffer verschwindet der rote Backstein. Wer nicht ganz genau weiß, wo er suchen muss, wird die Halle jetzt kaum noch finden.
Vor rund 4.000 bis 5.000 Jahren errichteten die ersten Bauern des Nordwestens beeindruckende Granit-Monumente aus derart großen Steinen, dass nachfolgende Generationen nur staunen und sich wundern konnten. Der Volksmund nennt die Monumente „Hünengräber“, denn viele glaubten, nur Riesen hätten die tonnenschweren Findlinge bewegen können. Die heutige Fachwelt spricht von „Megalithanlagen“ und beschreibt so die Bauwerke mit den griechischen Wörtern „mega“ (groß) und „Lithos“ (Stein). Sicher ist: Ihre jungsteinzeitlichen Erbauer gaben die Kultstätten eines Tages auf, ihre Bedeutung geriet in Vergessenheit und sie bleiben sich selbst überlassen. Finden lassen sich die mehr als zehn Megalithanlagen in der Samtgemeinde Sögel dennoch spielend leicht – nicht nur Dank der Hinweisschilder, die an Hauptverkehrsstraßen links und rechts in Wald und Flur deuten. Denn seit dem Jahr 2002 kümmert sich eine Gruppe Ehrenamtlicher sehr aktiv um die einzigartigen Baudenkmäler, stutzt Holunder, Birken, Pappeln und all die übrigen Gewächse, mit deren Hilfe die Natur menschliche Werke zurückerobert.
„Irgendwann im Jahr 2002 habe ich mit einem Freund eine Radtour gemacht“, erzählt Hans Grote. Damals war der frühere Samtgemeindedirektor von Sögel erst seit kurzem im Ruhestand. „In Werpeloh haben wir an einem Megalithgrab eine Rast eingelegt und haben uns die Anlage in Ruhe angeschaut. Die war völlig verwildert und zugewuchert, so dass man das Grab kaum noch sehen konnte. Da bin ich dann auf die Idee gekommen aufzuräumen.“
„Aufräumen“ bedeutete im Jahr 2002: Bäume fällen, die zwischen den Granitfindlingen in die Höhe gewachsen waren, Sträucher roden, die den Blick auf die uralten Bauwerke verdeckten, und Wege freilegen, die unter Gestrüpp und Wildwuchs verschwunden waren. „Da ein paar Hünengräber auf privatem Grund stehen, haben wir also auch mit Bauern gesprochen. Keiner hatte etwas dagegen, dass wir da ein bisschen für Ordnung sorgen.“ Auch Helfer für diese Pionierarbeit zu finden, sei nie ein Problem gewesen.
„Ich habe spontan zugesagt, als die Gruppe vor vier Jahren Verstärkung suchte“, sagt Heiner Wellenbrock. Er rückte sozusagen für Hans Grote nach, der sich zusammen mit anderen Männern der ersten Stunde aus Altersgründen – „Ich werde diesen Herbst 82“ – von der körperlichen Arbeit zurückzog.
„Wir treffen uns jeden Montag um 10 Uhr an einem anderen Hünengrab und räumen auf“, erzählt Heiner Wellenbrock. Nach und nach kommt so jedes der zehn Megalithgräber in der Samtgemeinde Sögel an die Reihe – auch jene, die ein bisschen abseits der großen Straßen und versteckt im Wald liegen. „Vor kurzem haben wir die letzte Runde für dieses Jahr abgeschlossen, haben das Herbstlaub weggeräumt.“ Im Winter gebe es nichts zu tun, denn die Natur ruht und Besucher der Megalithstätten hinterlassen erfreulich wenig Müll. „Es kommt ganz selten vor, dass wir mal eine Plastiktüte oder ähnliches finden.“
„Wir“ – das sind neben ihm Heinrich Ostermann, Bernd Rakers, Franz-Josef Lammers und Hans-Jürgen Peters. „Wir kannten uns auch vorher schon lange – unter anderem durch den Kegelclub. Wir sind Rentner und uns macht diese Arbeit Spaß. Das ist eine wirklich sinnvolle Freizeitbeschäftigung.“
Für die es zwar keine finanzielle Unterstützung, aber durchaus Dank und Anerkennung gibt. Der Landkreis lädt die Pfleger der vorgeschichtlichen Gräber Jahr für Jahr zum Frühstück in den Schlosskeller ein. Und hin und wieder kommen die Bewahrer des steinzeitlichen Erbes auch mit jenen Besuchern ins Gespräch, für die sie sich letzten Endes all die Mühe machen – einmal zum Beispiel mit einem Ehepaar aus der Schweiz. „Die waren auf dem Weg zur Nordsee und sind unterwegs spontan den Wegweisern bis zu dem Grab gefolgt, an dem wir gerade das Gras geschnitten haben. So etwas wie Megalithgräber kannten die überhaupt nicht, die waren ganz fasziniert davon. Ist ja auch wirklich beeindruckend, wie die Menschen vor Jahrtausenden nur mit Muskelkraft die riesigen Felsen bewegt haben.“
Solche Wegweiser wurden übrigens erstmals in großem Stil und systematisch im Jahr 2008 aufgestellt, als die Ferienroute „Straße der Megalithkultur“ eingerichtet wurde. Seit 2013 ist sie als „Kulturweg des Europarates“ anerkannt, seit 2014 können Radler auf entsprechend angepasstem Streckenverlauf über 70 Großsteingräber ansteuern. Genau wie die Straße verläuft auch die Radroute der Megalithkultur zwischen Osnabrück und Oldenburg – also mitten durch den prähistorischen Kulturraum, der von Megalithanlagen geprägt ist.
Der Hümmling und Sögel liegen fast genau auf halber Strecke der Radroute und sind auch in anderer Hinsicht das Herzstück der Erlebnistour in Sachen jungsteinzeitlicher Baukunst: Knapp 30 der über 70 Anlagen des 380 Kilometer langen Radwanderwegs stehen auf den Geestrücken und in den Wäldern des Naturparks Hümmling. Hier, so geht die Sage, hätten die Hünen wie im Rausch Grab um Grab gebaut, bis schließlich kein Findling mehr übrig war. Stimmt natürlich nicht: Es liegen durchaus noch einige unverbaute Findlinge herum. Aber die sieht man nicht, weil hier niemand Gras schneidet, Sträucher rodet und Bäume fällt.
Info: Der Naturpark Hümmling lässt sich wandernd und per Fahrrad sehr gut erkunden. Zudem gibt es geführte Touren zu unterschiedlichen Themen.
Die schönsten Hünengräber auf dem Hümmling sind durch die gut ausgeschilderte überregionale Radroute bzw. Straße der Megalithkultur verknüpft. Info auf www.strassedermegalithkultur.de.